Kladde
 
Sonntag, 20. März 2005
Tad Williams im Gürzenich (19.3.)

Auf die Moderatorin mit der unangenehm nassen Stimme hätte ich verzichten können. Ebenso auf die melodramatische Lesung Dietmar Mues', ebenso auf den Hörspielausschnitt aus Otherland. Aber Tad Williams, den hätt ich nicht missen mögen und Regisseur Walter Adler auch nicht. So ein herrlich ruhiger Mann, Adler, nicht Williams.
Tad Williams ist eher überschwenglich, liest mit vollem Körpereinsatz vor (daher auch stehend) und weiß immer eine witzige Anekdote zu erzählen. Ein öffentlichkeitsgeübter Autor wie Pratchett oder Gaiman.

Und ebenso wie bei diesen gab es auch bei Williams kein Ende der Fragen aus dem Publikum. Das ist schon erstaunlich zu beobachten, wie sich bei manchen Autoren die Zuschauer mühsam eine oder vielleicht zwei Fragen herausquälen (meist bei den Autoren angesehener Genres und da müssen die Fragen den Steller natürlich ins beste Licht rücken, weshalb sie meist völlig verschwurbelt und langatmig ausfallen) und wie dann bei Leuten wie Williams die Zuhörer unbefangen nach Gott und der Welt fragen.

Insgesamt ein gelungener Abend mit persönlichen Höhepunkten wie Walter Adlers Bericht, wie er dazu kam, Otherland als Hörspiel zu vertonen. Er las zufällig den Anfang des Buches in einer Buchhandlung, dem Fantasygenre bislang erfolgreich ausgewichen, und war überrascht, sich bei Remarque wiederzufinden. Mir hat er Lust gemacht, es auch mal damit zu versuchen. Bisher kenne ich nur Williams Dragonbone-Throne-Trilogie, die damals weiter keinen Eindruck bei mir hinterlassen hatte, als dass ich bei der Lektüre eine Weile von der realen Welt abgelenkt war. Solide Tolkienepigonenkost.

 
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