Kladde
 
Sonntag, 4. September 2005

Gerade Don Winslows The Power of the Dog beendet und bin noch ganz benommen. Grandios, exzellent, superb.
Winslow malt das Schlachtengemälde des Krieges gegen die Drogen. Wie die Zerstörung der mexikanischen Mohnfelder die Tür für das kolumbianische Kokain öffnete. Wie das Geld der Drogenbosse den USA ermöglichte, die Gemetzel in Südamerika zu unterstützen. Wie die Angst vor dem Kommunismus alles rechtfertigte und besonders das, was gar nicht zu rechtfertigen ist. So wie heute die Angst vorm Terrorismus alles rechtfertigt.

Ausserdem erinnert er daran, wofür der letzte Papst stand, was unter all den Wehklagen über sein Ableben in Vergessenheit zu geraten scheint.

Winslow erzählt schnörkellos. Fakten legt er einfach da. Die sprechen auch so für sich. Vor einigen stand ich wie vor einem Abgrund zu meinen Füßen. Ich hab tatsächlich noch zu viel Illusionen über diese Welt.
Meisterhaft wechselt er zwischen Präsens und Präteritum und baut eine Spannung auf, die eine Unterbrechung der Lektüre kaum möglich machen. Manchmal bedient er sich da billiger Tricks, aber das sehe ich ihm nach. Denn der Rest ist gut genug.

Die Figuren sind lebendig und allesamt schuldbeladen (kein Wunder, dass Ellroy diesen Roman lobt): von Art Keller, dem DEA-Agenten, der die Drogenbosse wirklich bekämpfen will bis zu seinem Gegenspieler Adán Barrera, dem Padron der mexikanischen Drogenfedéracion.
Dazu kommen Kardinäle, Edelprostituierte, der einzige inkorrupte Polizist Mexikos, irische Killer, Mafiosi, Unschuldige und CIA-Agenten.
Und jede Menge Kugeln, Blut und Folterungen.
Die letzten drei Ingedienzen sind nicht der Grund für die Stärke dieses Buches. Seine Stärke zeigt sich vielmehr darin, dass es trotz dieser Bestandteile so grandios ist. Aber dafür muss man dem Roman eine Chance geben. Nicht nach dem Prolog abbrechen, auch wenn er starken Tobak enthält!

 
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last updated: 05.08.04, 08:08
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