Der Fall ist bekannt: Das Monster Richard III ließ seine süßen, unschuldigen Neffen im Tower mit Kissen ersticken.
Mitnichten! Josephine Tey läßt ihren Inspector Grant in The Daughter of Time (Die Tochter der Zeit ist übrigens die Wahrheit.) zu einem ganz anderen Schluß kommen.
Zusammen mit einem amerikanischen Geschichtsstudenten betrachtet er denn Fall neu als er ans Krankenbett gefesselt keine zeitgenössischen Verbrechen verfolgen kann.

In diesem Krimi gibt es keine Verfolgungsjagden, der Ermittler gerät nicht in Gefahr und die Leichen, um die es geht sind längst Staub und Asche. Ja, das ganze Buch spielt in dem Krankenhauszimmer, in dem Grant liegt, ein Kammerspiel sozusagen. Trotzdem ist es ungemein spannend, den Entdeckungen der beiden zu folgen.
Und die Leserin nimmt die wertvolle Erkenntnis mit, dass Geschichtsbücher mit einem gut Teil Misstrauen gelesen werden sollten.

Richard III wurde übrigens vor Tey schon von Buck (17. Jhd), Walpole (18. Jhd.) und Markham (19. Jhd.) rehabilitiert - ohne Folgen.

"[...] A man who understands about people hasn't any yen to write history. History is toy soldiers."
"Oh, come. Aren't you being a little severe? It's a very learned and erudite-"
"Oh, I didn't mean it that way. I mean: it's moving little figures about on a flat surface. It's half-way to mathematics, when you come to think about it."
"Then if it's mathematics they've no right to drag in backstairs gossip," Grant said suddenly vicious.
Josephine Tey - The Daughter of Time