Kladde
 
Dienstag, 21. Januar 2003
Rettet den historischen Roman

Was in den örtlichen Großbuchhandlungen im Regal "Historische Romane" lauert, sind allesamt Vertreter der Mantel-und-Degen-Fraktion. Behaupte ich ohne je einen gelesen zu haben. Wenn schon Eskapismus, dann richtig, ab ins Fantasyreich. Da bleiben einem wenigstens die kilometerlangen Beschreibungen erspart, die ansonsten belegen, dass der Autor auch brav recherchiert hat.

Es war A. S. Byatt, die mir die Augen öffnete, dass dieses Genre wesentlich mehr umfaßt (bislang bestand die Ehrenrettung des Historischen Romans für mich nur in Heinrich Manns Henri IV): Fitzgeralds The Blue Flower beispielsweise oder ihr Human Voices. Ja, Geschichte fängt nicht erst Jahrhunderte früher an, sie steht direkt hinter der Tür, die wir gerade zugeknallt haben. Roman eines Schicksalslosen ist ein historischer Roman.
Ich werde diese Tür in Zukunft wohl öfter wieder öffnen, um zu schauen, was da die Treppe runtergefallen ist. Und nachwievor am Regal "Historische Romane" vorbeischreiten, denn die lohnenden Bücher stehen nicht da, die muß man selber suchen oder noch besser unverhofft finden.

 
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