Shew, chuse, surprize, sopha, headach.
Zuerst dachte ich an Druckfehler, aber Susanna Clark (oder der Setzer) benutzt diese Schreibweisen konsequent in Jonathan Strange & Mr. Norrell. Höchst irritierend.
Besonders da ich keinen Grund feststellen kann. Kleine Stolpersteine. Oder besser: Diese kleinen Steinchen, die sich in Schuhe stehlen und die empfindlichen Stellen drangsalieren.

18.04.1386
Der Wirt fordert den Rechtsgelehrten auf, eine Geschichte zu erzählen.
(Geoffrey Chaucer - The Canterbury Tales 1478)

Woher kommt sie eigentlich, unsere Überraschung darüber, daß die Leute früher auch schon gescheit waren? Wohl doch vor allem aus einer grauenhaften Überschätzung unseres Jahrhunderts. Wir tun so, als ob das Humane eine Sache des 20. Jahrhunderts sei und alles andere nur Vorstufen der Menschwerdung.
Peter Bichsel - Vorwärts in die Steinzeit

Ich habe es geschafft! Ich habe Otherland ausgelesen (auf Kosten eines ungeputzten Wohnzimmers). Dieser dicke Brocken hatte mich immer so vorwurfsvoll angestarrt, wenn ich auf etwas anderes ausweichen wollte. Aber nu hab ich ihn durch, auch wenn es teilweise nur Querlesen war, aber das Teil ist eben mindestens 1000 Seiten zu lang.
Ich hatte ja durchaus Spaß an der Lektüre, aber die schiere Länge erdrückt viel Enthusiasmus.

12.04.19..
Jean verliert den Glauben an Hyacinthen.
(Julian Barnes - Staring at the Sun 1986)

Man kann jetzt ohne weiteres die Augen schließen und an irgend etwas, an einen Teddybären, denken.
Als man ihm den Bauch aufgeschnitten hatte, sagte die Mutter: "Jetzt ist er kaputt."
"Es ist etwas drin."
"Das ist nur Holzwolle."
Holzwolle entsteht in den Bären, in geschlachtete Bären verpackt man Glaswaren.
Erst Jahre später, heute vielleicht, und oft in Glaswarenhandlungen, bereut man den Mord.

Peter Bichsel - Holzwolle

Es war einmal in einem fernen Land, das gut zehn Jahre in der Vergangenheit liegt, eine jüngere Leserin und Radiohörerin.
Zu jener Zeit in diesem vielleicht doch nicht ganz so fernen Land da gab es noch Funkkollegs zur Erbauung und Belehrung der Bevölkerung. Und eines dieser Funkkollegs widmete sich der literarischen Moderne.
Da freute sich die jüngere Leserin und Radiohörerin, denn dies interessierte sie sehr. Sogleich bestellte sie die Begleithefte, belegte den Begleitkurs und lauschte fortan begierig am Radiogerät.
Zum Ende jeder Kollegsendung wurden Texte exemplarischer Autoren gelesen, zuweilen von den Autoren selbst. Das war etwas Besonderes, denn zu jener Zeit in jenem Land da gab es noch keinen stetig wuchernden Hörbuchmarkt.
So lauschte die jüngere Leserin und Radiohörerin eines Tages wieder am Radio und hörte von einem Mann erzählen, der zum Tisch Teppich sagte und zum Bett Bild.
Fasziniert und bezaubert lief sie nach der Sendung hurtig in die nächste Buchhandlung, denn damals erledigte man die Einkäufe in diesem Land noch in Person, um Peter Bichsels Kindergeschichten zu erstehen und zu verschlingen.
Dann stellte die jüngere Leserin und Radiohörerin das schmale Buch froh in ihr Regal und staubte es fortan treulich Jahr für Jahr ab.

Und hier endete das Märchen, wäre mir nicht gestern ein Sammelband mit Bichselgeschichten in die Hände gefallen, der mit wieder Appetit auf ihn machte und zugleich enthüllte, wie viel der Herr Bichsel doch geschrieben hat. Da gibt es noch eine Menge zu entdecken.