Kladde
 
Sonntag, 27. November 2005

Schiller war ein echter Deutscher in der ganzen Bedeutung dieses Wortes. Schon mit zwanzig Jahren, in jener glücklichen Zeit, da der Russe in wildem Überschwang draufloslebt, hatte sich Schiller sein ganzes Leben zurechtgelegt und wich keinen Fingerbreit von seinem Ziel ab. Er nahm sich vor, um sieben aufzustehen, um zwei zu Mittag zu essen, in allem pünktlich und jeden Sonntag betrunken zu sein.
[...]
Seine Akkuratesse ging so weit, daß er sich vorgenommen hatte, sein Weib nicht öfter als zweimal täglich zu küssen, und um sie ja nicht versehentlich ein drittes Mal zu küssen, tat er nie mehr als ein Löffelchen Pfeffer in seine Suppe[...]

Nikolai Gogol - Der Newskijprospekt

Schiller ist natürlich nicht der Dichter, sondern ein Handwerker in Petersburg.

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Auch der dritte Band The Seagull Drovers (insgesamt heißt die ganze Angelegenheit Legends of the Land, Steve Cockayne der Autor) bleibt geradlinig.
Und leider, leider läuft es auf ein Finale gut gegen böse, hell gegen dunkel hinaus. Dualismus auch wenn die Trilogie grundsätzlich auf einem hexadischen Muster aufgebaut ist.

Wenn der erste Band nur nicht so hervorragend gewesen wäre, dann wäre ich von den anderen beiden Teilen nicht so enttäuscht. Angenehm unterhalten haben sie mich ja durchaus.
Und schön sind sie. Selten habe ich so schöne Taschenbücher gesehen wie diese Orbitausgaben.

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Samstag, 26. November 2005

Ein großer Teil des Reizes von Wanderers and Islanders von Steve Cockayne lag in der Verschachtelung. Die Fortsetzung The Iron Chain ist hingegen sehr geradlinig erzählt, wenn auch aus verschiedenen Perspektiven.
So ganz glücklcih war ich damit nicht. Dem Buch sind keine Schwächen nachzuweisen, aber es erreicht nicht den Zauber des ersten Bandes.

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Donnerstag, 24. November 2005
Aus dem literarischen Leben:

24.11.1955
460mal werden Verszeilen von Goethe ohne Namensnennung zitiert, 458mal davon fehlerhaft.
(Arno Schmidt - Tina 1958)

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Mittwoch, 23. November 2005

A Song for Arbonne ist das erste Werk von Guy Gavriel Kay, das mich nicht begeistert hat. Es ist leider allzu latschig.
Ob es daran liegt, dass diesmal der Konflikt auf eine Person zurückzuführen ist und nicht auf die Zeitläufe wie in den Lions oder den Sarantiumbänden? Obendrein auf eine Person, die nur zerstören will unter dem Mäntelchen des religiösen Eifers. Das ist eben ein eher müder Antagonist verglichen zu Gegenspielern, die ebenso wie die Protagonisten "Gutes" anstreben. Nur das Gutes für die jeweiligen Parteien unterschiedlich aussieht (in jedem Fall aber nachvollziehbar ist) und auf einen Kollisionskurs führt.

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Sonntag, 20. November 2005

Heute mal was zum Mitsingen:

Read and destroy everything you read in the press
Read and destroy everything you read in books
It's a waste of time
It's a waste of energy
It's a waste of paper
And it's a waste of ink
Whatever you read in the books, leave it there
The word for it is:
Sabotage

John Cale - Sabotage

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Samstag, 19. November 2005

So recht warm werde ich mit Bakkers The Darkness That Comes Before nicht. Immerhin habe ich es nach dreimonatiger Unterbrechung geschafft, ihn nun auszulesen (Schuld trägt - wie an so vielem - das Forum der Bibliotheka Phantastika).

Spricht es für einen Roman, wenn die einzige Figur, für die ich Sympathie empfinde, ein mordender, vergewaltigender Barbar ist?

Bakker baut eine an die alten orientalischen Hochkulturen angelehnte Welt auf, die vor einer erneuten Apokalypse steht. Meinem Empfinden nach sollten Apokalypsen eher etwas Einzigartiges sein, ansonsten sinken sie auf "bloßen" Katastrophenstatus.
Schon eine schlechte Ausgangslage den angerissenen Konflikt wirklich ernst zu nehmen (das Buch ist der erste Teil der Prince of Nothing Trilogie). Dazu kommt die Unmenschlichkeit der titelgebenden Hauptfigur. Unmenschlich durch die absolute Unterdrückung von Gefühlen. Und leider auch zu übermenschlich in den Fähigkeiten.
Andere Figuren sind menschenähnlicher, aber wenig liebenswerter.
Und die bislang hervorgetretenen Gegenspieler erinnern mich zu sehr an die Darstellung als Erdenmenschen maskierter Außerirdischer in diversen SF-Filmen, was mich daran hindert, sie wirklich ernst zu nehmen.

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by regina dinter (18.08.06, 09:49)
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(...)Wenn überhaupt jemals etwas für mich spräche, so wäre es dies - ein bescheidener Stolz -: daß niemand jemals vor mir Angst gehabt hat; ich hätte auch mit einer solchen Schande nicht leben können. Wolfgang Hildesheimer - Masante
by regina dinter (11.06.06, 07:45)

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