Every now and then you'll see a tattered piece of 1950s signage, something exuberant that harks back to flash bulbs and frozen glamour. Most have been torn down now, replaced by brutal information boards stamped out in Helvetica, the official typeface of purgatory. Helvetica isn't designed to make you feel anything good, to promise adventure or gladden the heart. Helvetica is for telling you that profits are down, that the photocopier needs servicing and by the way, you've been fired.
Michael Marshall - The Straw Men

Ein neuer Trend: Tatortkommissare paaren sich mit Krimiautoren zu Vorleseduos. Zu Val McDermid gesellte sich heute abend Boris Aljinovic. Er war im Nachteil, denn während Frau McDermid mit schottischem Akzent sanft durch den Text rollte, musste er sich mit harschen deutschen Sätzen herumplagen.
Schade, es gab weniger Interaktion zwischen den beiden als bei Rankin, denn diesmal war eine Moderatorin dazwischengeschaltet.
Mir wäre ja der Autor allein am liebsten, aber wo bekommt man das schon.

Frau McDermid neigt zu ausschweifenden Antworten, denen ich mich dank ihres Akzentes gerne ergebe. Auch wenn ich nicht immer auf den Inhalt, sondern eher auf den Klang lauschte.
Aus all ihren Ausführungen ist mir grad nur im Gedächtnis geblieben, dass Schriftsteller Staubsauger sind.

"Witchcraft, or sorcery, is about power, and religion is about grace. The religionist supplicates a supernatural power, and prays for spiritual benefits. The sorcerer attempts to bend occult forces to his will. The religionist prays, the sorcerer manipulates."
Michael Gruber - Tropic of Night

Wer hätte gedacht, dass Magie und Verbrechen so gut einhergehen. Es mag daran liegen, dass Gruber Magie von einer anthropologischen Seite her beleuchtet. Dies ist kein Fantasykrimi.

So kann es gehen: Wollte nur kurz reinschauen in Tropic of Night und - schlupp - hat es mich eingesogen wie ein leistungsfähiger Staubsauger.

Und damit die Übersetzer auch überleben können, habe ich Carola heute Der Jadereiter auf's Auge gedrückt.

Bangkok 8 besticht schon durch den Ich-Erzähler: Ein buddhistischer Thai-Cop, dessen Sichtweise sehr vom Gewohnten abweicht. Allein seine Auffassung von Mitleid ist nicht deckungsgleich mit meiner. Faszinierend.

Wir leben in einem Zeitalter der Reproduktion. Das allermeiste in unserem persönlichen Weltbild haben wir nie mit eigenen Augen erfahren, genauer: wohl mit eigenen Augen, doch nicht an Ort und Stelle; wir sind Fernseher, Fernhörer, Fernwisser.
Max Frisch - Stiller